Das Konzert findet statt!
Die am 28. Oktober 2020 vom Bundesrat verfügte Grenze an kulturellen Veranstaltungen von 50 Personen wird nicht überschritten. Aufgrund der begrenzten Personenanzahl wird es aber keine Abendkasse geben. Tickets sind nur direkt über die Kammerphilharmonie Graubünden erhältlich.
Sie thront meist hoch oben, übertrifft alle anderen an Lautstärke und klanglicher Vielfalt: die Orgel. Kein Wunder nennt man sie auch die Königin der Instrumente. Obwohl man sie gemeinhin mit dem sonntäglichen Gottesdienst verbindet, ist sie zuweilen durchaus im Konzertsaal zu Gast. Mit dem romantischen Komponisten Josef Gabriel Rheinberger und dem modernen Grossmeister Francis Poulenc präsentieren die Kammerphilharmonie Graubünden und der Berner Organist Antonio García unter der Leitung von Laurent Zufferey zwei Werke, die die Orgel ins Zentrum des sinfonisch-konzertanten Geschehens rücken.
Im Kanon der westlichen Kunstmusik bildet die Orgelliteratur ihren eigenen Kosmos. Neben der zentralen Bedeutung des Instruments im liturgischen Kontext und seiner Rolle als Begleitinstrument sakraler Vokalmusik hat sich seit dem Mittelalter ein gattungsgeschichtlich eigenständiges Repertoire solistischer Orgelmusik ausgeprägt. Mit dem Ende der Barockzeit und dem allmählichen Verschwinden der Generalbass-Begleitung verlor auch die Orgelmusik an Bedeutung und spielte in etwa in der Wiener Klassik eine untergeordnete Rolle. In der historistischen Epoche der Romantik erlebte die Orgelmusik eine neue Blütezeit. Das neuerliche Interesse an mittelalterlicher Lyrik, gotischer Architektur und alter Sagenwelten zeigte sich auch in einer erneuten Beschäftigung mit der Musik der Renaissance, des Barocks und den am Beginn des 19. Jahrhunderts nahezu vergessenen Werken Johann Sebastian Bachs. Im Zuge dieser kulturellen Rückbesinnung entwickelten sich vor allem in Frankreich und Deutschland nationale Traditionen des Komponierens für Orgel, die im Repertoire des Instruments bis heute fortwirken.
Im deutschen Kulturraum stand die Orgelmusik ganz im Zeichen der Oeuvres barocker Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Dietrich Buxtehude. Brahms, Mendelssohn, später Bruckner und Reger, schufen nach dem Bach’schen Vorbild Fugen und Toccaten sowie Bearbeitungen und Fantasien zu lutherischen Chorälen und Kirchenliedern. Sie kombinierten die kontrapunktische Satztechnik des Barocks mit der harmonisch reichen Klangsprache des 19. Jahrhunderts. Archetypisch für diesen Stil sind die Kompositionen des Liechtensteiner Tondichters Josef Gabriel Rheinberger (1839-1901). Sein 1. Orgelkonzert in F-Dur aus dem Jahr 1883 ist geprägt von formaler Klarheit und schlichten Themenbildungen. Der Orgel kommt hier weniger die Rolle der virtuosen Solistin zu, vielmehr fügen sich ihre Kantilenen und Akkorde ein in den warmen Klang des Orchesters (bestehend aus Streichern und drei Hörnern). Rheinbergers Schaffen – seine einfachen Instrumentierungen und zuweilen etwas schulmeisterlichen Themenbehandlungen – musste schon vielen Zeitgenossen äusserst konservativ erschienen sein, dennoch versprüht die lichte Klangsprache dieser urromantischen Musik bis heute einen gewissen Charme.
Die französische Stilistik, die sich im ausgehenden 19. Jahrhundert rund um die TitularorganistInnen der grossen Pariser Kirchen entwickelte, neigte im Gegensatz zu dieser bewussten Schlichtheit zur orchestralen Grandezza. Auch hier suchte man die Anbindung an die Tradition, etwa in der Verwendung gregorianischer Melodien, verarbeitete dieses Material aber mit der avancierten Harmonik der Zeit und den immer ausdifferenzierteren klanglichen Möglichkeiten der grossen Pariser Orgeln. Die ungemein farbigen Instrumentierungen der französischen Orchestermusik jener Zeit fanden ihren Widerhall in den schier endlosen Registerkombinationen der Orgel. Eines der berühmtesten französischen Orgelkonzerte stammt jedoch aus der Feder eines Komponisten, der abseits dieser Schule stand. Francis Poulenc (1899-1963) gehörte in jungen Jahren dem avantgardistischen Komponisten-Kreis der Groupe de Six an und schockierte das Publikum mit dissonanten, frivolen Chansons. Nach dem Unfalltod eines engen Freundes wandte sich Poulenc dem Katholizismus und der Tradition der Kirchenmusik zu. So entstand 1938 unter Mithilfe des grossen französischen Organisten und Komponisten Maurice Duruflé sein tiefgründiges Konzert für Orgel, Streicher und Pauken in g-Moll. Das Werk gliedert sich in sieben nahtlos einander anschliessende Sätze und weist eine symmetrische Struktur auf. Eindrücklich werden in dieser innigen Musik die mannigfaltigen klangfarblichen Kombinationsmöglichkeiten ausgelotet.
Antonio García, Orgel
Eckart Fritz, Pauke
Laurent Zufferey, Dirigent
Kammerphilharmonie Graubünden
Francis Poulenc (1899 - 1963)
Konzert für Orgel, Streicher und Pauken in g-Moll, FP 93
Josef Gabriel Rheinberger (1839 - 1901)
1. Orgelkonzert in F-Dur, op. 137
Das Programm wird ohne Pause gespielt.
1. Kategorie: 55.- (Normalpreis) | 27.50 (Kulturlegi) | 20.- (bis 26 Jahre)
2. Kategorie: 35.- (Normalpreis) | 17.50 (Kulturlegi) | 15.- (bis 26 Jahre)
3. Kategorie: 20.- (Normalpreis) | 10.- (Kulturlegi) | 10.- (bis 26 Jahre)
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