Reine Bläserensembles, sogenannte «Harmonien», waren eine Art Mini-Orchester: platzsparend, mobil und nicht zuletzt erschwinglicher als eine umfassende Hofkapelle mit Streichern, Bläsern und Pauken und damit bestens geeignet auch für kleinere Höfe. Die Idee zu einem solchen «Hosentaschenorchester», das einerseits öffentliche repräsentative, andererseits höfische unterhaltende Aufgaben erfüllen musste, hatte Kaiser Joseph II. im Jahr 1782. Schon bald wurden Bläserensembles nach dem Vorbild dieser «kaiserlichen Harmonie» so beliebt, dass es nur zwei Jahre später allein in Wien rund vierhundert in adligen Diensten stehende Mitglieder solcher Formationen gab. Üblicherweise bestanden jene «aus zwey Oboen, zwey Clarinetten, zwey Hörnern und zwey Fagotten». Das Repertoire umfasste mehrheitlich auf dieses «Hosentaschenformat» zugeschnittene Bearbeitungen von Opern. Weitaus geringer war die Zahl der neukomponierten Werke, zu denen die drei grossen Bläserserenaden von Wolfgang Amadeus Mozart oder das Oktett Es-Dur op. 103 zählen.
In der
Serenade Nr. 12 c-Moll KV 388 von Wolfgang Amadeus Mozart, komponiert für ebenjene «kaiserliche Harmonie» («ich habe geschwind eine Nacht Musique machen müssen, aber nur auf harmonie …», so Mozart brieflich), erstaunt ihr fast schon sinfonischer Charakter und die düstere Tonart c-Moll, beides wahrlich untypisch für eine unterhaltende Gattung wie die Serenade. Einmal mehr lotete Mozart hier Konventionen aus, sprengte Gattungsgrenzen. Die Tonart und mit ihr die C-Dur-Coda am Ende des Finales sollte allerdings nicht allzu «romantisch» gedeutet werden; denn noch schreiben wir das Jahr 1782, Beethovens berühmte 5. Sinfonie mit ihrem Durchbruch von c-Moll zu C-Dur wird erst Jahre später komponiert. Noch kann man, wie Justus Johann Ribeck 1783, über c-Moll folgendes schreiben: «c-moll halte ich für den allerzärtlichsten, weiblich edelsten, schmachtendsten [Ton] und vergleiche ihn mit der Farbe der blässeren Rose».
Mit seiner Bearbeitung von
Felix Mendelssohn Bartholdys «Ein Sommernachtstraum» reiht sich der deutsche Komponist und Arrangeur
Andreas Tarkmann in die lange Tradition von Arrangements von Bühnenwerken für die «Harmonie» ein. Mendelssohns Schauspielmusik entstand 1842 im Auftrag des Preussenkönigs Friedrich Wilhelm IV., die geniale Ouvertüre schrieb Mendelssohn jedoch bereits 1826 im Alter von nur 17 Jahren. Tarkmann berücksichtig in seiner Bearbeitung für Bläsernonett (die Standardbesetzung wird hier um eine Flöte erweitert) und Kontrabass bis auf die Melodramen alle Teile, stellt sie allerdings zugunsten einer auch konzertant überzeugenden Dramaturgie um. Auch die beiden vokalen Nummern erhalten ihren Platz, so «Ye spotted snakes» (Bunte Schlangen, zweigezüngt) sowie das Finale «Through the house give glimmering light» (Bei des Feuers mattem Flimmern), mit dem die Musik noch einmal in die magische Sphäre der Ouvertüre zurückkehrt.