Aufgrund der schlechten Wetterprognosen findet das Konzert nicht im Garten der Casa Anziani sondern in der reformierten Kirche statt.
Als Ludwig van Beethoven 1809 den Auftrag erhielt, zu einer Aufführung von «Egmont» im Burgtheater eine Schauspielmusik zu schreiben, litt Wien noch immer unter der Fremdherrschaft Napoleons. Für den glühenden Humanisten Beethoven war der Auftrag nicht nur musikalisch interessant, die Vorlage sprach ihm direkt aus dem Herzen: Der Titelheld, ein flandrischer Graf, kämpft während des Achtzigjährigen Krieges gegen die spanische Besetzung der Niederlanden und bezahlt diesen Kampf für sein Volk am Ende mit dem Tod. In Goethes Tragödie finden sich etliche Verweise auf Hintergrundmusiken und Lieder, und auch die abschliessende Siegessymphonie wurde von Goethe explizit gewünscht. Beethoven hielt sich bei seiner Schauspielmusik an diese Angaben, komponierte zusätzlich aber noch Zwischenaktmusiken sowie die heute auch losgelöst vom Schauspiel beliebte Ouvertüre. Giuliano Musios Text, der in diesem Programm zur Aufführung kommt, ist im Gegensatz zur Versform bei Goethe in Prosa sowie inhaltlich freier gestaltet, was den zuweilen tiefen historischen Graben zur Vorlage aus dem Jahr 1788 zu schliessen vermag.
Neuer Text zu Egmont von Giuliano Musio
Giuliano Musios neuer Prosatext zu »Egmont« ersetzt den üblichen Deklamationstext, der in Versform die Handlung von Goethes Stück wiedergibt. Musio hat sich von Goethes »Egmont« gelöst und sich stattdessen nur auf die historischen Ereignisse gestützt, die Goethe als Vorlage dienten. So hat er aus dem Egmont-Stoff eine eigenständige, neue Erzählung geschaffen. Dabei nutzte er die Gelegenheit, gerade in diejenigen Bereiche vorzudringen, die Goethe verwehrt waren – sei es, weil sie sich auf der Bühne nicht umsetzen liessen oder weil bestimmte Informationen damals noch nicht zur Verfügung standen. Der zeitliche Rahmen ist zudem weiter gesteckt: Die Handlung beginnt vor Goethes »Egmont« und führt darüber hinaus, überdies wird das Geschehen in einen historischen Gesamtkontext gesetzt. Einzig in Bezug auf den dramaturgischen Aufbau, der für Beethovens Schauspielmusik massgebend ist, diente das Stück als Orientierung. Da die Figur von Clärchen eine Erfindung Goethes ist, fehlt sie naturgemäss in Musios Konzept.
Der neue Egmont-Text von Giuliano Musio entstand im Auftrag des Berner Kammerorchesters.
Sara-Bigna Janett, Sopran
Begoña Feijoo Fariña, Sprecherin
Philippe Bach, Leitung
Kammerphilharmonie Graubünden
Ludwig van Beethoven (1770 -1827)
Schauspielmusik zum Drama Egmont, op. 84 (arrangiert von Andreas N. Tarkmann), neuer Text von Giuliano Musio in einer italienischen Übersetzung von Paola Gianoli
Freier Eintritt